Seit Ende August 2022 bezieht Deutschland kein Erdgas mehr aus Russland. Die wichtigste Bezugsquelle ist seitdem Norwegen. Über 40 Terawattstunden liefert das Land pro Monat an die Bundesrepublik. Die Menge an Gas, die Deutschland selbst produziert, ist hingegen verschwindend gering. Es bedarf also alternativer Lösungen, um langfristig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig die Energiewende voranzutreiben. Neben dem stetigen Zubau von erneuerbaren Energien wie Wind und Photovoltaik müssen flexible Erzeuger in unser Energiesystem integriert werden – hier kann die KWK mittels BHKW punkten.

Welche Förderung für BHKW es aktuell gibt, wie sinnvoll der Betrieb eines BHKW heute ist und für welche BHKW Sie eine BHKW-Förderung beantragen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Die wichtigsten Gründe für ein BHKW
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Warum sind BHKW noch sinnvoll?

Ein BHKW hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber anderen Energieproduzenten haben: Es stellt immer zwei Energieträger auf einmal her. Denn basierend auf dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), produzieren sie sowohl Strom als auch Wärme. Angetrieben durch einen gasförmigen Brennstoff wandelt der Hubkolbenmotor eines BHKW die translatorische Bewegung in eine Drehbewegung um, die wiederum im Generator in elektrische Energie transformiert wird. Während der gesamten Umwandlung von chemischer über mechanische hin zu elektrischer Energie wird gleichzeitig Wärmeenergie freigesetzt. Diese wird über Kühlungen des Gemisches, des Motors und des Schmieröls abgeleitet. Ein Großteil der Wärmeenergie steckt zudem im heißen Abgas des Motors. Auf diese Weise können KWK-Anlagen gleichzeitig den Bedarf an thermischer und an elektrischer Energie decken. Das alles flexibel und dezentral.

So weit, so sinnvoll – aber was ist mit dem gasförmigen Brennstoff, der für den Antrieb eines BHKW nötig ist? Die meisten BHKW nutzen Erdgas, was den Betrieb einer BHKW-Anlage auf Grund der innerdeutschen Importthematik im ersten Moment nicht besonders sinnvoll erscheinen lässt. Doch Erdgas ist bei Weitem nicht der einzige nutzbare Brennstoff. So laufen viele BHKW mit Biogas, Klär- oder Deponiegas oder aber mit synthetischen Gasen bzw. Wasserstoff. Das macht den Betrieb einer BHKW-Anlage nicht nur sinnvoll, sondern gleichzeitig auch umweltfreundlich, da sehr CO2-arm oder sogar CO2-neutral.

KWK-Förderung für BHKW im Sinne des Klimaschutzes

Mehr ist mehr – zumindest, wenn es um den Anteil erneuerbarer Energien an der gesamtdeutschen Stromerzeugung geht. Darum gibt es das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG), das das Ziel verfolgt, die alternativen Energiekonzepte von BHKW- und KWK-Anlagen zu stärken. Als flexible Ergänzung zu den erneuerbaren Energiequellen Wind und Sonne will das Gesetz auch weiterhin neue flexible Anlagen in den Strommarkt integrieren. Damit sollen Betreiber von BHKW-Anlagen die Möglichkeit bekommen, flexibel auf die Signale des Strommarktes reagieren und mit der von ihnen betriebenen Anlage die fluktuierenden erneuerbaren Energiekonzepte Photovoltaik und Windenergie ergänzen zu können.

Seit Anfang 2023 gilt nun eine novellierte Fassung des KWKG – die nach wie vor die Absicht hat, den Anteil von KWK-Anlagen an der innerdeutschen Stromerzeugung langfristig zu steigern. Dazu gehört auch, Anlagen, die Strom und Wärme auf Basis alternativer Konzepte herstellen, finanziell zu fördern. Diese finanzielle Unterstützung besteht dabei in einer zeitlich befristeten Zuschlagszahlung. Aber: Wer die KWKG-Förderung 2023 beantragen will, muss eine Anlage betreiben, die erst seit diesem Jahr in Betrieb ist oder unter die Definition der Modernisierung fällt.

BHKW-Förderung in 2023 – das sind die Absichten der Politik

Durch die Einführung des § 6 Nr. 1 Satz 6 beabsichtigt die Politik, frühzeitig Rahmenbedingungen zu setzen, damit sich Betreiber von KWK-Anlagen auf den Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff vorbereiten können. Der Paragraph besagt nämlich, dass KWK-Anlagen mit einer elektrischen Leistung von mehr als 10 Megawatt, die nach dem 30. Juni 2023 gemäß dem Bundes-Immissionsschutzgesetz genehmigt werden, nur dann förderfähig sind, wenn die KWK-Anlagen nach dem 1. Januar 2028 mit höchstens 10 % der Kosten, die eine mögliche Neuerrichtung der KWK-Anlage mit gleicher Leistung betragen würde, so umgestellt werden können, dass sie ihren Strom ausschließlich auf Basis von Wasserstoff gewinnen können

Generell legt das KWKG fest, dass Betreiber von Anlagen, die seit dem 01.01.2016 installiert wurden und 100 kW oder größer sind, die Pflicht haben, ihren erzeugten Strom direkt zu vermarkten. Als Direktvermarktung gilt dabei eine Stromlieferung an Dritte, die zum Beispiel Letztverbraucher sein können. Eine Konkurrenz zu nicht regelbaren erneuerbaren Energien wird dadurch vermieden, dass die KWK-Förderung für BHKW im Falle negativer Strompreise aussetzt. Die fördert einen strommarktorientierten Betrieb in den KWK-Anlagen als Stütze der erneuerbaren dienen.

BHKW und KWK für höheres Tempo beim Kohleausstieg

Deutliche Motivation für BHKW-Betreiber bildet neben der BHKW-Förderung zudem die frisch vorgestellte nationale Kraftwerksstrategie, deren Rahmenplan das BMWK am 1. August 2023 vorgestellt hat. Das Ziel der Kraftwerksstrategie ist eindeutig: Den Kohleausstieg vorantreiben und eine solide Grundlage für die Dekarbonisierung des Stromsektors schaffen.

Gemeinsam mit der Europäischen Kommission wurde deshalb ein Plan aufgestellt, um den deutschen Kraftwerkspark auf Wasserstoff umzubauen.

„Konkret wollen wir 8,8 Gigawatt an neuen Kraftwerken ausschreiben, die von Beginn an mit Wasserstoff betrieben werden. Und wir wollen bis 2035 bis zu 15 Gigawatt an Wasserstoffkraftwerken ausschreiben, die vorübergehend mit Erdgas betrieben werden können bis sie an das Wasserstoffnetz angeschlossen sind, maximal jedoch bis 2035. Von diesen 15 Gigawatt wollen wir in einem ersten Schritt 10 GW bis 2026 ausschreiben und dann eine Evaluierung vornehmen, bevor die verbleibenden 5 GW ausgeschrieben werden können“, erläuterte Robert Habeck.

Und Biogas bzw. Biomethan? Kommen hier natürlich auch nicht zu kurz! Nach einer Forderung des Fachverband Biogas und des Hauptstadtbüros Bioenergie (HBB) finden auch flexibilisierte Biogasanlagen ihren Platz in der Kraftwerksstrategie: 6 GW neue Kraftwerke sollen im Bereich Biomasse zugebaut werden. Davon entfallen 3 GW auf Biomethan. Unterm Strich heißt das: Ein Fünftel der neuen Kraftwerkskapazitäten entfallen auf unsere Branche. Ein echter Erfolg für die KWK seine Potentiale auszuspielen.

KWK in Verbindung mit der Infrastruktur Fernwärme ist eine echte Effizienztechnologie

Mit dem konsequenten Ausbau der KWK-Technik in Kombination mit einem BHKW werden die weniger effizienten Technologien der Strom- und Wärmeversorgung zunehmend vom Markt verschwinden. Der Einsatz von KWK in einem Nah- und Fernwärmenetz trägt schon heute dazu bei, die Treibhausgasemissionen im Wärmesektor zu reduzieren. Gleichzeitig begünstigt er langfristig auch den Einsatz von erneuerbaren Energien, wie beispielsweise Biomethan und Synthese-Gase. Dabei ist eine Investition in ein BHKW nicht nur aufgrund der KWK-Förderung ein erster richtiger Schritt in eine umweltfreundlichere Zukunft.