„Das rechnet sich doch nicht!“, sagen viele Betreiber von Biogasanlagen, wenn das Thema „Flexibilisierung“ im Raum steht. Sie sehen die großen Investitionen, die für ein flexibles BHKW nötig sind und die mageren Strompreise – wie soll sich da die bedarfsorientierte Einspeisung am Spotmarkt wirklich rentieren? Oft werden Anlagen dann zwar flexibilisiert, das vorhandene Potenzial der Überbauung wird aber nicht annähernd ausgeschöpft: Betreiber entscheiden sich für eine allzu „schüchterne“ Flexibilisierung oder gar nur für die Modernisierung des bestehenden BHKWs, das danach dann in Grundlast weiterfährt und wirtschaftlich nicht überzeugend ist.

In diesem Beitrag wollen wir Ihnen zeigen, wie es für Sie als Betreiber anders geht, warum eine große Überbauung Ihres BHKWs eine sinnvolle Maßnahme und eine wichtige Investition für die Zukunft nach dem EEG-Ende ist. Lesen Sie selbst, welche Vorteile eine „mutige“ Flexibilisierung mit sich bringt:

Sie erhalten eine staatliche Förderung für Ihr flexibles BHKW

Sie müssen die nötigen Investitionen für die Flexibilisierung nicht selbst stemmen – die sogenannte Flexibilitätsprämie leistet da den wesentlichen Beitrag und refinanziert Ihr Projekt. Die Prämie erhöht sich bis zur fünffachen Überbauung, gleichzeitig sinken mit ihr aber auch die spezifischen Investitionen je größer die BHKW-Anlagen werden. An einer Biogasanlage mit 500 kW können Sie mit einer Förderung von bis zu knapp 160.000 Euro oder 3,7 ct/kWh rechnen. Und das zehn Jahre lang. Die Flexprämie gibt Ihnen als Betreiber die Sicherheit, dass Sie Ihr (zugegebenermaßen großes) Investitionsbudget auch wieder hereinbekommen.

Doch Ihr BHKW soll nicht nur abbezahlt werden – Sie möchten damit ja auch Gewinn erwirtschaften. Und auch das wird durch die Flexprämie ermöglicht: Sie ist sozusagen die „Initialzündung“ für eine ganze Reihe weiterer Zusatznutzen, die ein flexibilisierter Betrieb Ihrer BHWK-Anlage mit sich bringt. Die folgenden Punkte erläutern Ihnen die weiteren Vorteile der Flexibilisierung:
Sie bekommen eine neues BHKW

Die für eine „mutige“ Flexibilisierung nötige zusätzliche Leistung erfordert die zwei- bis fünffache Überbauung Ihrer bestehenden Anlage, sprich: ein zweites BHKW muss her. Für Ihre Bestandsanlage wären jetzt vielleicht schon bald Reparaturen angefallen. Solche Kosten können Sie sich durch die Überbauung sparen, genauso wie eventuellen Nachrüstungen am alten BHKW, die von neuen Regelwerken gefordert werden.

Ihr BHKW wird effektiver

Ein modernes BHKW hat größenabhängig einen besseren Wirkungsgrad. Für Sie bedeutet eine kleinere benötigte Biogasmenge weniger Substrateinsatz sowie Einsparungen bei Lagerung, Fütterung, Gärdüngerabfuhr bis hin zum Strombedarf der Anlage. Hat beispielsweise Ihr flexibles BHKW statt 38,5 % nur einen drei Prozent größeren elektrischen Nenn-Wirkungsgrad, lassen sich bei einer Anlage mit 500 kW damit über 170.000 Kubikmeter Biogas und etwa 40.000 Euro Betriebskosten jährlich einsparen.

Durch die flexible Betriebsweise wird Ihre Anlage idealer Teil des zukünftigen erneuerbaren Energiemixes: Wurde im Grundlast-Betrieb das wertvolle Biogas auch dann verbrannt, wenn genug kostengünstiger Strom aus Wind und Sonne im Netz waren, ist das im Spitzenlast-Betrieb anders: Das BHKW ruht während der Zeit hohen Angebots aus Wind und Sonne, um zu Zeiten höheren Bedarfs mit zusätzlicher Leistung einzuspeisen. So können aus einem 550 kWel Biogas-BHKW mit 8.700 Betriebsstunden pro Jahr leicht 1,0 bis 1,5 MWel oder mehr Spitzenlast mit nur noch 3.200 bis 4.500 Bh werden. So hat Ihr BHKW nebenbei auch noch eine längere Lebensdauer und die spezifischen Service-Kosten sinken.

Sie generieren mit Ihrem BHKW Zusatzerlöse

Sie als Anlagenbetreiber vermarkten Ihren produzierten Strom an der Strombörse EEX – diese Direktvermarktung ist Voraussetzung dafür, dass Sie die Flexibilitätsprämie kassieren können. Speisen Sie Ihren Strom dort kontinuierlich ein, erhalten Sie dafür den Durchschnittswert aller Stunden, und der ist auf jeden Fall geringer als wenn Sie Ihren Strom gezielt zu Höchstpreiszeiten liefern. Ein Vergleich: der mittlere Strompreis liegt derzeit bei 3,3 Cent/kWh – den kassieren Sie, wenn Sie rund um die Uhr produzieren. Verlagern Sie Ihre Einspeisung dagegen auf die wenigen teuren Stunden des Tages, können Sie weitaus attraktivere Erlöse von 6,8 oder gar 10 Cent/kWh erzielen. Für eine 500 kW-Anlage ergibt sich somit ein Potential von bis zu 60.000 Euro jährlich. Analysen zeigen auch in diesem Zusammenhang, dass eine einfache Verdopplung der installierten elektrischen Leistung nur geringe Zusatzerlöse an der europäischen Strombörse EPEX bringt – vielversprechender ist auch aus dieser Sicht eine stärkere Flexibilisierung mit 200 bis 400 Prozent zusätzlicher Leistung, das Erlöspotential am Spotmarkt liegt hier dann nämlich deutlich höher.

Sie profitieren in Ihrem BHKW von besserer Verfügbarkeit durch Redundanz

Ist im herkömmlichen Betrieb Ihr Biogasspeicher überfüllt (weil beispielsweise das BHKW ausfällt), wird die wertvolle Primärenergie in der Fackel vernichtet. Das passiert nach der Flexibilisierung nicht mehr: Denn dann steht durch den Zubau des zweiten BHKWs immer eine zusätzliche Gasverwertung zur Verfügung. Fällt das erste BHKW aus, muss das Gas nicht abgefackelt werden, sondern wird im zweiten BHKW verarbeitet, das erste BHKW kann in aller Ruhe wieder instandgesetzt werden. Und Ihnen hilft jeder noch so geringe Prozentanteil Ihres Biogases, das nicht abgefackelt werden muss, um Ihr Ergebnis zu verbessern.

Verluste im BHKW-Betrieb lassen sich besser kompensieren

Betriebsstörungen können immer mal wieder vorkommen – seien es Motorausfälle, Schwankungen in der Biologie oder Störungen der Anlagenmechanik. Läuft ein BHKW im Dauerbetrieb, lässt sich eine zeitweilig schwächere Leistung nicht mehr aufholen. Bei einem Flex-BHKW sieht die Sache dagegen anders aus: da kann eine zeitweilig schwächere Leistung zu einer anderen Zeit nachgeholt werden, unterm Strich ist sogar ein verbessertes Ergebnis zu erwarten. Und: Die Höchstbemessungsleistung lässt sich im flexiblen Betrieb voll ausnutzen!

Sie sparen bei den spezifischen (Wartungs-)Kosten für Ihr BHKW

In der Regel liegen die spezifischen Wartungskosten für größere BHKWs unter denen von kleineren Anlagen. Einleuchtend wird dies, wenn man bedenkt, dass ein flexibilisiertes BHKW keine 24 Stunden durchläuft, sondern nur sechs oder acht Stunden pro Tag und deshalb auch nur etwa ein Drittel der Jahresnutzungsstunden im Vergleich zu BHKWs im Dauerbetrieb erreicht. Wenn Sie dann nach zehn Jahren bereits an den Ersatz Ihres „Dauerläufers“ denken müssten, wird bei einer flexibilisierten Anlage vielleicht gerade einmal die erste Revision fällig (abhängig von der jeweiligen Baureihe bzw. dem BHKW-Typ und der Leistungsgröße) und es kann ohne Probleme noch weiter betrieben werden. Sie können ja auch bereits im Vorfeld die Anzahl der Betriebsstunden des zusätzlichen BHKWs so auslegen, dass bis zum Ende der Restlaufzeit nach EEG-Förderung die 60.000 oder 80.000 Betriebsstunden nicht überschritten werden – so sparen Sie sich gleich heute Folgeinvestitionen in der Zukunft.

Lassen Sie uns resümieren: Die Flexibilisierung bietet viele Vorteile, die weit über den Aspekt der Flexibilitätsprämie hinausgehen. Die Prämie ist „nur“ der Grundstein, der eine ganze Reihe weiterer Zusatznutzen auslöst. Natürlich darf man nicht vergessen, dass mit der Flexibilisierung Ihres BHKWs neben den Anfangsinvestitionen noch weitere zusätzliche Kosten entstehen wie die für den Stromhandel, die Fahrplanoptimierung, jeden BHKW-Start und eventuell häufigere Ölwechsel. Aber unterm Strich bleibt dann doch oft ein attraktives Plus für Sie als Betreiber. Und was schließlich der wichtigste Aspekt überhaupt sein dürfte: Nur mit einer flexiblen Anlage bleiben Sie weiterhin wettbewerbsfähig – denn für die Ausschreibung nach der EEG-Vergütung ist die Flexibilisierung eine Voraussetzung, ohne die dann nichts mehr geht! Wenn Sie nach dem EEG-Ende noch weiterhin erfolgreich und gewinnbringend Strom in Ihrem BHKW produzieren wollen, ist eine Flexibilisierung jetzt Pflicht. Nur dann können Sie auch die Kapazitätsprämie von 40 €/kW zehn Jahre lang in Anspruch nehmen.

Aus heutiger Sicht ist die Flexibilisierung also die beste Gelegenheit, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Indem Sie sich jetzt clever aufstellen, sind Sie in acht bis zehn Jahren für das Ende der EEG-Laufzeit gerüstet. Alle Vorteile der Flexibilisierung finden Sie übrigens hier nochmal auf einen Blick.

Erfahren Sie in unserem nächsten Beitrag, wie Sie im Zuge der Flexibilisierung auch Ihre Wärmeproduktion umstrukturieren und noch effizienter nutzen können!

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