Biogas steigert die lokale Wertschöpfung

Indem Kommunen Erneuerbare Energien nutzen, können sie vor Ort Wertschöpfung generieren und dadurch wirtschaftlich profitieren. Für die konventionelle Energieerzeugung müssen fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas und Öl importiert werden. Das kostet – Deutschland gibt dafür jährlich 60 Milliarden Euro aus. Nutzt eine Kommune Erneuerbare Energien, kann ein Teil dieser Kosten vermieden werden. In einem Landkreis mit gut 250.000 Einwohnern, der jährlich 700 Millionen Euro für die Energieversorgung ausgibt, können durch Erneuerbare Energien Wertschöpfungssteigerungen von bis zu 350 Millionen Euro entstehen. Außerdem können durch die Einspeisung des produzierten Ökostroms Einnahmen generiert werden.

Zusätzlich bleiben durch Planung, Fertigung, Errichtung und Wartung von Biogasanlagen wesentliche Schritte der Wertschöpfungskette im Land, wenn sie von deutschen Firmen (und im Idealfall von Unternehmen aus der jeweiligen Region) durchgeführt werden.

Um schließlich Biogas zu produzieren, werden regionale Substrate wie Gülle oder Mais benötigt. In sogenannten Veredelungsregionen, in denen durch Viehhaltung Milch, Käse und Fleisch produziert werden, können Biogasanlagen mit der Viehhaltung Hand in Hand gehen, wenn hauptsächlich Gülle als Substrat zum Einsatz kommt. Die Gärreste können als Dünger für den Futtermittelanbau genutzt werden.

Wird dagegen Mais als Substrat eingesetzt, wenden Kritiker Flächenkonkurrenz, hohe Pachtpreise und eine Einschränkung der Biodiversität ein. Dazu ein Rechenbeispiel: Angenommen, in einem Landkreis mit einer Ackerfläche von 30.000 ha werden 20 % für den Anbau von Biomasse genutzt und ausgehend davon, dass für eine 500 kW-Biogasanlage eine Anbaufläche von ca 200 ha erforderlich ist, können folglich 30 dieser Anlagen im Landkreis betrieben werden. Eine einzige Biogasanlage dieser Größe kann die regionale Wertschöpfung bereits um jährlich 300.000 Euro erhöhen. Für 30 Anlagen zusammen genommen wären es in diesem Fall 9 Millionen Euro, welche der Landkreis zusätzlich erwirtschaftet.

Biogas kann veredelt werden

Mithilfe spezieller Aufbereitungstechnologien kann Biogas zu hochwertigem Biomethan veredelt werden. Dazu wird der Methangehalt im Biogas von 50 bis 75 % auf bis zu 98 % erhöht und gleichzeitig Kohlendioxid (und weitere unerwünschte Bestandteile) entfernt. Das so aus Biogas entstandene und veredelte Biomethan kann dann vielseitig eingesetzt werden, etwa wieder zur Erzeugung von Strom und Wärme, als Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge, als Grundstoff in der chemischen Industrie oder auch, um es ins Erdgasnetz einzuspeisen und es dort zur bedarfsgerechten Energiebereitstellung zu speichern. Somit gehört Biomethan zu der Sorte Erneuerbarer Energie, die zugleich in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr eingesetzt werden und den Vorteil der Sektorkopplung ideal nutzen kann. In Zukunft wird es wohl für Biomethan als Energieträger eine ganze Menge vielversprechender Perspektiven geben, vor allem im Güterverkehr und in der Hochtemperatur-Prozesswärme.

Ein weiterer interessanter Aspekt bei der Biomethan-Erzeugung ist die Tatsache, dass während des Prozesses CO2 in hoher Reinheit entsteht. Dieses wird bisher meist in die Umgebung entlassen, da es als unerwünschtes Nebenprodukt anfällt. Doch dieses CO2 ließe sich als klimaneutrale Quelle für alternative Energieträger beziehungsweise deren chemische Prozesse verwenden und müsste nicht „verschwendet“ werden.

Um Kohlendioxid aus Faulgasen abzutrennen, bieten sich mehrere Verfahren an, die technologisch weitestgehend ausgereift und auch bereits am Markt verfügbar sind. Entwicklungsbedarf besteht dagegen noch hinsichtlich Effizienzsteigerung, Kostenminimierung, Restkonzentration und Speicherung des CO2.

Biogas verbindet ganze Dörfer

Grundsätzlich sind Dörfer für die dezentrale Energieerzeugung prädestiniert. Denn sie können regional bereitgestellte Biomasse nutzen, um ihren Strom- und Wärmebedarf selbst zu decken. Gelingt dies, darf man sich „Bioenergiedorf“ nennen. Basis der Energieversorgung ist meist eine Biogasanlage, die per KWK Strom und Wärme bereitstellt. In Verbindung mit weiteren Erneuerbaren Energien wie beispielsweise Photovoltaik-Anlagen, Biomassekesseln oder einem Wärmenetz können solche Dörfer oder Kommunen ganz energieautark (aus stromseitiger Sicht bilanziell energieautark) werden.

Eine Auszeichnung als „Bioenergiedorf“ hat vielfältige Vorteile, etwa eine Imageaufwertung. Wenn Bürger die Energiewende vor Ort selbst gestalten können, steigt die Attraktivität eines Ortes, Nachbardörfer nehmen sich solche „Vorzeigeprojekte“ als Vorbild und legen vielleicht nach. Bioenergie gewinnt an Akzeptanz. Außerdem müsste durch die dezentrale Energieerzeugung der umstrittene Ausbau des Höchstspannungsnetzes nicht mehr zwingend erforderlich werden, da der aus vielen kleinen Energiequellen gewonnen Strom direkt auf der Nieder- oder Mittelspannungsebene ins Netz gespeist werden kann. Auch die Problematik, dass in den nächsten Jahren riesige Reservekraftwerke gebaut werden müssen, um die durch die Abschaltung der Atomkraftwerke entstehenden Engpässe auszugleichen, ließe sich mit Bioenergiedörfern und flexiblen Kraftwerken und Biogasanlagen umgehen oder zumindest minimieren.

Und schließlich lohnt sich die regionale Energieversorgung: Ein Beispieldorf nach realem Vorbild mit etwa 150 Gebäuden und 400 Einwohnern verbraucht 450.000 kWh Strom und 4,5 Millionen kWh Wärme. Jährlich stehen dafür 500.000 Euro für fossile Energieträger auf der Rechnung. Nehmen Bürger dies selbst in die Hand, kann ein Musterdorf aus allen Investitionen, Kosten und Einnahmen in zehn Jahren eine regionale Wertschöpfung von 10 Millionen Euro erwirtschaften – für die Landwirte, die Handwerker und Bürger.

Momentan gibt es rund 180 Bioenergiedörfer, die sich in Deutschland zugunsten des Klimaschutzes von fossilen Energien abgekoppelt haben.

Ausgezeichnet und zertifiziert werden teilnehmende Kommunen etwa mit dem „european energy award“ – einem Qualitätsmanagementsystem, das auf europäischer Ebene entwickelt wurde und umgesetzt wird.

Biogas ist nicht mehr nur ausschließlich auf Mais angewiesen

Momentan noch laufen Biogasanlagen mit Silo-Mais am effektivsten, hier ist der Ertrag pro Fläche am höchsten. Etwa ein Drittel des in Deutschland angebauten Mais wird für Biogasanlagen verwendet. Allerdings stagniert beziehungsweise sinkt die Anbaufläche für Energiepflanzen derzeit leicht, dazu kommt der sogenannte Maisdeckel – bis 2021 darf nur noch maximal 44 % Mais eingesetzt werden.

Deshalb wird nach rentablem Ersatz gesucht. Man experimentiert mit alternativen Energiepflanzen wie etwa der „Durchwachsenen Silphie“ oder anderen mehrjährigen Blühmischungen. Allerdings hat etwa die Silphie aus Sicht der Energieerzeugung einen deutlich höheren Flächenbedarf, weshalb sich ihr Anbau nicht für einen großflächigen Ersatz des Biogasmaisanbaus eignet. Perspektivisch sollen in Zukunft verstärkt Zwischenfrüchte, Maisstroh, Gülle und andere Rest-und Abfallstoffe zum Einsatz kommen. Biogas aus solchen Substraten würde weniger Flächenkonkurrenz verursachen und könnte die Risiken des Ackerbaus für Wasser, Boden, Natur und Klima verringern. Dennoch bietet sich weder mit Rest- und Abfallstoffen noch mit alternativen Energiepflanzen bisher eine komplette Alternative zum Maisanbau.