Auch wenn so mancher Zweifel hat – Experten sind sich einig, dass wir Menschen zum größten Teil an der Erderwärmung schuld sind. Seit Beginn der Industrialisierung werden immer höhere Konzentrationen von Treibgasen, allen voran CO2, gemessen. Dabei wären Treibhausgase nicht grundsätzlich schlecht, im Gegenteil – sie können Energie aufnehmen und so einen Teil der Sonnenenergie in der Atmosphäre speichern. Dies ermöglicht unser Leben auf der Erde, sonst wäre es schlicht zu kalt.

Wo liegt also das Problem? Durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle pusten wir viel zu viele dieser Treibhausgase in die Luft. Deshalb gelangt immer weniger Sonnenstrahlung zurück in den Weltraum, die Temperatur ist in den letzten 100 Jahren um fast ein Grad gestiegen. Machen wir so weiter, schätzen Forscher, dass die globale Temperatur bis zum Jahr 2100 um bis zu fünf Grad steigt. Die Folgen sind bekannt und verheerend – Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, heftige Unwetter, Hochwasser, extrem heiße Sommer und große Dürren könnten auf uns zukommen, wenn wir nicht schnell handeln.

Die Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens

Länder in aller Welt nehmen schon seit längerem die Gefahren, die durch die globale Erwärmung auf uns zukommen, sehr ernst. Deshalb gab es im Dezember 2015 ein historisches Treffen von über 150 Regierungschefs in Paris. Diese haben sich auf einen weltweiten Aktionsplan geeinigt, der die Erderwärmung auf unter zwei Grad, besser noch auf nur 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Werten begrenzen soll, um den Klimawandel zu stoppen. Eile ist dabei geboten – das für Deutschland verbleibende CO2-Budget, um die maximale Erwärmung bis zum Jahr 2050 um „nur“ zwei Grad zu erreichen, liegt bei rund zehn Milliarden Tonnen. Legt man einen jährlichen CO2-Ausstoß in Deutschland von 900 Millionen Tonnen zugrunde, wäre dieses Budget bereits vor 2030 aufgebraucht.

Da vor allem Treibhausgase, die bei der Erzeugung und Nutzung von Energie aus fossilen Brennstoffen entstehen, für den Klimawandel verantwortlich sind, gilt es, diese zugunsten des Ausbaus erneuerbarer Energien zurückzuschrauben und Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie, Erdwärme und auch Biogas voranzutreiben.

Warum Biogas eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielt

Biogas wird CO2-neutral produziert

„CO2-neutral“ bedeutet, dass die Verwendung eines Brennstoffes keinen Einfluss auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre hat. Dabei ist es aber nicht unbedingt so, dass dieser CO2-neutrale Brennstoff selbst kein Kohlendioxid enthält. Das Gegenteil ist sogar meist der Fall. So enthält die Biomasse, die für die Erzeugung von Biogas verwendet wird, sehr wohl Kohlendioxid. Aber alles CO2, das das Biogas dann bei der Verbrennung freisetzt, wurde zuvor während des Wachstums der organischen Stoffe aus der Atmosphäre aufgenommen.
Allerdings geht es auch bei Biogas nicht ganz ohne CO2-Emissionen ab – prozessbedingt werden durch den Anlagenbau- und betrieb, durch Lagerung und Ausbringung der Gärreste, durch Ernte, Dünger und Traktoren Treibhausgase erzeugt. Aber unterm Strich ist Strom aus Biogasanlagen dennoch deutlich klimafreundlicher als Strom aus fossilen Energieträgern. Zum Vergleich: Braunkohlekraftwerke verursachen über 1000 Gramm CO2-Äquivalent je Kilowattstunde Stromerzeugung, bei Biogasanlagen sind es unter 250 Gramm CO2-Äquivalent je kWh. Wenn man dann auch noch die entstehende Wärme aus der Biogasanlage nutzt, fällt die Bilanz noch deutlich positiver aus.

Biogas ist speicher- und regelbar

Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energiequellen lässt sich Biogas speichern und dann einsetzen, wenn es gebraucht wird. Diese Flexibilität beschert Biogas einen enormen Wettbewerbsvorteil beispielsweise gegenüber der wetterabhängigen Wind- und Sonnenenergie und lässt es auf der Liste der klimaschonenden Energieträger ganz weit nach oben klettern. Indem Biogas in Speichern gebunkert wird, die das Gas je nach Größe bis zu mehreren Stunden zwischenlagern, kann es flexibel produziert und abgerufen werden. So lassen sich Schwankungen bei der Produktion von Sonnen- und Windkraftstrom ausgleichen – ein, wie gesagt, bestechender Vorteil und enorm wichtiger Baustein auf dem Weg zur Energiewende.

Biogas ist nahezu unbegrenzt und dauerhaft verfügbar

Die Ausgangsstoffe für die Biogasgewinnung gehen nicht wie etwa fossile Brennstoffe zur Neige. Gülle, Mist und andere organische Abfälle fallen in der Landwirtschaft immer an, Energiepflanzen wie Mais oder Raps können auch auf lange Sicht großflächig angebaut werden. Alternative Energiepflanzen wie die Durchwachsene Silphie sind zudem gut für die Umwelt, indem sie die Artenvielfalt verbessern und Lebensräume für Insekten schaffen.

Natürlich lässt sich an dieser Stelle die kontroverse „Tank oder Teller“-Debatte anführen: Entsteht ein Nahrungsdefizit, wenn man Ernteprodukte im Nicht-Nahrungs-Bereich nutzt? Ist der Anbau von Energiepflanzen nicht ethisch problematisch? Wohl eher nicht, wenn man bedenkt, dass aktuell nur rund 1,4 der 17 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zum Energiepflanzenanbau für Biogas genutzt werden – das entspricht etwa acht Prozent. Experten gehen davon aus, dass man sogar insgesamt zwei Millionen Hektar Land für Biogas nutzen könnte, ohne die Lebensmittelherstellung auch nur im Ansatz zu gefährden.

Biogas erschließt einen großen Teil erneuerbarer Wärmeversorgung

Noch immer wird der Großteil der Wärmeversorgung in Deutschland mit fossilen Brennstoffen gedeckt – dementsprechend hoch ist der CO2-Ausstoß des Wärmemarktes. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Um die Treibhausgasemissionen signifikant zu senken, muss die Wärmewende her. Und die ist nur mit Erneuerbaren Energien zu machen, denn nur diese sind in der Lage, den Wärmebedarf eines Gebäudes annähernd klimaneutral zu decken.

Biogas hat auch hier die Nase vorne, denn die Wärme aus dem Blockheizkraftwerk kann hocheffizient beispielsweise in ein örtliches Nahwärmenetze eingespeist und zur Verfügung gestellt werden.